Die verborgenen Brückenstellen des Kalten Krieges: Ersatzübergangsstellen entlang der Weser und anderer Flüsse

Derental. Überdimensionale Trafos und Generatoren, die mehr als 380 Tonnen wogen, wurden im März und April spektakulär von einem großen Binnenschuber an der Fährstelle beim Eulenkrug an der Weser entladen. Diese Aktion, Teil der Modernisierung des Umspannwerks in Würgassen, unterstrich eindrucksvoll die anhaltende Bedeutung dieser Fährstelle, die ursprünglich während des Kalten Krieges errichtet wurde.
Diese Fährstelle, die heute zivil genutzt wird, war einst eine militärische Anlage, bekannt als „NATO-Rampe“. Diese Ersatzübergangsstellen wurden von der NATO entlang der lebenswichtigen Wasserstraßen Deutschlands gebaut, um im Falle eines Konflikts die schnelle Mobilität der Truppen über die Flüsse zu sichern, falls die permanenten Brücken zerstört würden. Solche Stellen konnten in weniger als 20 Minuten mit militärischen Brückengeräten überquert werden.
Die Errichtung dieser Übergangsstellen begann um 1968 und dauerte bis 1985. Ein markantes Beispiel ist die 1973 in Betrieb genommene Stelle bei Ohr, nahe Tündern. Dort übten nicht nur lokal stationierte britische Pioniere, sondern auch deutsche Einheiten wie das Pionierbataillon 1 und Pionierbataillon 7 aus Holzminden und Höxter. Diese Pioniere trainierten regelmäßig mit einer Vielzahl von Brückengeräten, darunter Hohlplatten- und Schlauchbootbrücken sowie moderne Faltschwimm- und amphibische Brücken. Sie demonstrierten dabei ihre Fähigkeit, die Weser bei jeder Tages- und Nachtzeit und bei jedem Wetter innerhalb kürzester Zeit zu überbrücken.
Neben der bekannten Fährstelle beim Eulenkrug wurden ähnliche Anlagen auch in Orten wie Schinna-Hahnberg, Schweringen-Gandesbergen, Stendern-Eystrup und Riztenberg-Eissel errichtet. Diese Standorte verfügten über ausgedehnte, ins Wasser abfallende Betonrampen, die auch bei Hochwasser eine Überquerung ermöglichten.
Die meisten dieser Ersatzübergangsstellen befinden sich am Rhein, gefolgt von Mosel, Saar und Weser. Sogar an kleineren Flüssen wie der Böhme bei Fallingbostel wurden solche Übergangsstellen errichtet, was die umfassende strategische Planung während des Kalten Krieges verdeutlicht.
Mit dem Fall der Mauer und dem Ende des Kalten Krieges verloren diese Ersatzübergangsstellen ihre militärische Relevanz. Die einst mit Schranken abgesperrten Anlagen verloren ihre Bedeutung. Heute sind diese Orte in das zivile Leben integriert und dienen der Öffentlichkeit für Freizeitaktivitäten. Wo einst Panzer und Soldaten in Übungen das Ufer stürmten, starten nun Sportboote und Kanus zu entspannten Ausflügen auf den Flüssen. Sie sind zu beliebten Treffpunkten geworden und bieten Einblick in ein bedeutendes Stück deutscher Geschichte.
Die Geschichte der Ersatzübergangsstellen ist ein faszinierendes Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte. Sie erzählen von einer Zeit, in der die Bedrohung durch einen Krieg allgegenwärtig war, und zeugen von der Wandlungsfähigkeit militärischer Strukturen zu friedlichen zivilen Zwecken. In ihrer neuen Rolle prägen sie nicht nur das Landschaftsbild entlang der großen Flüsse wie Rhein, Weser und Elbe, sondern auch das kulturelle und soziale Leben der Regionen, die sie durchqueren.
Wir hoffen, dass eine solche Zeit nicht wiederkommt und diese Ersatzübergangsstellen in Zukunft weiterhin friedlich genutzt werden können. Die verborgenen Brückenstellen des Kalten Krieges sind nicht nur Zeugnisse der Geschichte, sondern auch wertvolle Ressourcen für die Gegenwart und Zukunft.