Manege frei für den Zirkus Toggolino
Boffzen. Bunte Lichter, gespannte Erwartung und fröhliches Kinderlachen: Vom 29. bis 31. August gastiert der Familienzirkus Toggolino auf dem Festplatz neben dem Kindergarten in Boffzen. Für die elfköpfige Zirkusfamilie Endres ist es das erste Gastspiel in diesem Jahr – und ein ganz besonderes, wie Zirkusdirektor Patrick Endres im Gespräch betont: „Ich bin froh, dass wir hier in Boffzen auftreten dürfen. Viele Kommunen lassen Zirkusse nicht mehr zu oder die Platzmieten sind für uns kaum finanzierbar.“
Sechs Generationen in der Manege
Seit 15 Jahren zieht der Zirkus Toggolino quer durch Deutschland. Mit Patrick Endres, seiner Frau Manuela – die aus einer Schaustellerfamilie stammt – und ihren Kindern steht bereits die sechste Generation in der Manege. Der Weg war jedoch nicht einfach. „Vor 16 Jahren haben wir unseren Familienzirkus verkauft und ein Jahr lang in festen Mauern gelebt. Doch nach dem Tod meiner Schwiegermutter zog es uns wieder in die Ferne. Mit neuem Zelt, LKW und Wagen haben wir von vorn begonnen“, erzählt Endres.
Alltag ohne Pause
Das Leben einer Zirkusfamilie ist ein Leben ohne Stillstand. Patrick Endres’ Sohn Sammy-Jo, 22 Jahre alt, beschreibt den Alltag so: „Nach dem Frühstück geht es direkt an die Arbeit. Zuerst muss das große Zelt aufgebaut werden – 18 Meter im Durchmesser. Nach rund zwölf Stunden harter Arbeit steht es, dann kommen Bestuhlung, Licht und die Manege. Nebenbei müssen Flyer verteilt, Plakate geklebt und Genehmigungen eingeholt werden.“ Und natürlich bleibt auch noch Zeit für Proben.
Mutige Artisten – und kleine Rückschläge
Ein Blick in das Zelt zeigt, was die Besucher erwartet: Naomi, die Schwiegertochter des Zirkusdirektors, hängt schwindelerregend hoch am Seil und zeigt elegante Luftakrobatik. Angst? Fehlanzeige. „Nur wenn mal etwas passiert – wie damals, als Tochter Yeane vom Seil abrutschte und sich das Handgelenk brach“, erinnert sich Patrick Endres, „dann muss die Vorstellung abgebrochen werden.“
Leben im Wohnwagen
Das gesamte Familienleben spielt sich das Jahr über in den Wohnwagen ab. „Hier essen wir zusammen, feiern Ostern und Weihnachten“, sagt Manuela Endres, die den Alltag innerhalb der Familie organisiert. Vier der Kinder – Lorena, Payton, Joel und Lennox – sind zwischen drei und 15 Jahre alt. Für die Schulkinder bedeutet das: Online-Unterricht unterwegs. Nur wenn die Familie in der Nähe von Wiesbaden ist, besuchen sie die Stammschule im mobilen Klassenzimmer.
Ein Programm für Jung und Alt
Das aktuelle Programm richtet sich an junge Zuschauer, bietet aber auch Erwachsenen Nervenkitzel: waghalsige Artistik ohne Netz, Jonglage, Saltos und vertikale Luftnummern. Dazu gesellt sich Clown Comedy, die für Lacher im Zelt sorgt. Moderiert wird die rund anderthalbstündige Vorstellung von Naomi. „Unser Zirkus hat keine Tiere“, sagt Patrick Endres. „So können auch Kritiker unbeschwert in unsere Vorstellungen kommen.“
„Für uns ist das Leben im Zirkus mehr als ein Beruf – es ist unser Zuhause“, sagt Patrick Endres, bevor er wieder ins Zelt eilt. Dort wird schon fleißig geprobt.
Gastspiel in Boffzen – und bald in Bodenwerder Der Zirkus Toggolino tritt in Boffzen am Freitag und Samstag (29. und 30. August) jeweils um 16 Uhr sowie am Sonntag (31. August) um 11 Uhr auf. Wer die Vorstellungen in Boffzen verpasst, kann den Zirkus am darauffolgenden Wochenende in Bodenwerder erleben.









