Saubere Kinderstube für das „Große Mausohr“

Fledermäuse in der Meinbrexer Kirche sorgen für begehrten Naturdünger
Meinbrexen. Wenn die warmen Tage zurückkehren und die ersten Frühjahrsblumen blühen, beginnt in der St.-Johannis-Kirche zu Meinbrexen ein besonderes Treiben. Seit vielen Jahren dient das historische Gebäude als Sommerquartier für das Große Mausohr, eine der faszinierendsten heimischen Fledermausarten. Zwischen April und September versammeln sich hier bis zu 2.500 Tiere, die tagsüber dicht gedrängt an den alten Holzbalken hängen, ruhen und miteinander kommunizieren. Sobald die Abenddämmerung einsetzt, erwachen die Tiere zu regem Leben und starten ihre nächtlichen Jagdausflüge.
Die imposante Kolonie gehört zu den größten in Deutschland und ist die größte bekannte im norddeutschen Raum. Derzeit sind etwa 700 Tiere im Dachstuhl der Kirche angekommen. Noch herrscht ein reges Gerangel um die besten Plätze – dicht gedrängt hängen die Fledermäuse kopfüber unter den Balken, wo sie den Tag schlafend verbringen.
Während der nächtlichen Jagdflüge bleiben die Jungtiere im Quartier zurück. Die Weibchen, die zur Versorgung ihrer Jungen ausfliegen, kehren regelmäßig zum Säugen zurück. Dabei gelingt es ihnen ihr eigenes Junges anhand individueller Ruflaute und des spezifischen Geruchs herauszufinden.
Das Große Mausohr erreicht eine Spannweite von bis zu 43 Zentimetern und eine Körperlänge von rund sieben bis neun Zentimetern. Das bräunliche Fell ist auf der Bauchseite heller als auf dem Rücken und verleiht den Tieren ein freundliches Erscheinungsbild.
Die Tiere bilden sogenannte Wochenstuben – Gemeinschaften, in denen ausschließlich Weibchen ihre Jungen aufziehen. Dieses soziale Verhalten trägt maßgeblich zur Stabilität der Population bei und macht die Meinbrexer Kirche zu einem bedeutenden Rückzugsort für diese geschützte Art.
Das Große Mausohr zählt zu den sogenannten „Flüsterern“ unter den Fledermäusen. Ihre Ortungsrufe liegen im Frequenzbereich zwischen 25 und 35 Kilohertz – so leise, dass sie für das menschliche Ohr kaum wahrnehmbar sind. Um die schwachen Echos ihrer Rufe effektiv zu empfangen, haben die Tiere große Schalltrichterohren entwickelt. Diese bremsen sie zwar im Flug, ermöglichen ihnen jedoch eine langsame, präzise und wendige Fortbewegung.
„Es ist schon imposant anzusehen, wenn bei Beginn der Dämmerung die Fledermäuse in einer Fluggasse, die direkt an meinem Haus vorbeiführt, in den Solling fliegen“, sagt Thomas Schmid-Leisler, der in unmittelbarer Nähe der Kirche lebt.








