BAP in Beverungen – Laut, lebendig und „Verdamp lang her“
Beverungen. Es war nicht das erste Mal, dass BAP in Beverungen auftrat – und das machte Frontmann Wolfgang Niedecken gleich zu Beginn des Konzerts deutlich. In der Stadthalle sei ihm ein Plakat aus dem Jahr 1984 ins Auge gefallen, erzählte der Sänger gut gelaunt, als er das Publikum auf dem Festplatz am Hakel begrüßte. Mehr als 3.500 Fans hatten bei bestem Sommerwetter – sonnig, aber nicht zu heiß – den Weg in die Weserstadt gefunden, um die Kölschrock-Legende live zu erleben.
Mit tosendem Applaus wurden die neun Musiker empfangen. Schon beim ersten Song, dem mitreißenden „Diss Naach ess alles drin“, zeigte sich die Begeisterung der Zuhörer. Klatschend, tanzend und singend reckten sie die Hände in die Höhe – das Publikum war von Anfang an voll dabei. Wolfgang Niedecken, 74 Jahre alt, Gründungsmitglied, Frontmann, Texter und Komponist der Band, überzeugte mit seiner gewohnt offenen Art und nahm das Publikum mit auf eine musikalische Zeitreise durch die mehr als vier Jahrzehnte Bandgeschichte.
In seinen humorvollen Moderationen zwischen den Liedern erzählte er Anekdoten aus der bewegten Historie von BAP, die 1976 ins Leben gerufen wurde. Besonders das fünfte Studioalbum „Zwesche Salzjebäck un Bier“ prägte das Konzert – mit bekannten Songs, die die Fans textsicher mitsangen. Klassiker wie das emotionale „Verdamp lang her“ wurden mit besonderem Beifall gefeiert und entwickelten sich zu Höhepunkten des Abends. Auch Geschichten von früher fehlten nicht: Ein Auftritt in der DDR vor 41 Jahren sei beinahe an der Zensur gescheitert. „Die wollten unsere Lieder kontrollieren“, erinnerte sich Niedecken. Und als er abends mit seinem Hund das Hotel in Ost-Berlin verlassen wollte, sei er von der Volkspolizei postwendend zurückgebracht worden.
Auch wenn die Musiker der Startformation heute nicht mehr dabei sind – der Sound und die Klasse der Band sind geblieben. Gitarren-, Trompeten- und Posaunensoli erinnerten an längst vergangene Zeiten und machten deutlich, warum BAP 1984 schon einmal in Beverungen gefeiert wurde – und nun, über 40 Jahre später, mit derselben musikalischen Wucht zurückkehrte.
Dass Niedecken nicht nur Musiker, sondern auch Familienmensch ist, ließ er das Publikum wissen: Vier erwachsene Kinder und drei Enkelkinder habe er mittlerweile. „Ich bin heute nicht mehr derselbe wie damals – nur wer sich ändert, bleibt sich treu“, sagte er, bevor er zum nächsten Song überleitete. Spontan, humorvoll und nahbar präsentierte sich der Frontmann – etwa, als er das Publikum fragte: „Feiert ihr hier eigentlich auch Karneval?“ Ein lautes „Beverunger Helau!“ schallte zurück, und Niedecken tauschte seinen Hut kurzerhand gegen eine Narrenkappe.
Viele Besucher konnten dem kölschen Gesang mit seinem urtümlichen Slang nicht immer folgen – ein Umstand, der den Genuss der Musik jedoch keineswegs trübte. „Dazu muss man da geboren sein“, meinte Michael Jöher, der aus der Heimat von Niedecken stammt und heute in Fürstenberg lebt. Der Werbefachmann stand am Rande des Festivals und sang lautstark jede Zeile mit. „Ich kenne alle Lieder von BAP, jede Silbe – und kann das auch mit meiner Gitarre begleiten“, sagte er mit einem Schmunzeln im Gesicht.
Die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt beim Klassiker „Waschsalon“, der die Fans endgültig von den Sitzen riss. Auch wenn das Publikum eher aus älteren Semestern bestand, war die Begeisterung ungebrochen. Zwei der drei aufgebauten Tribünen – mit einer Gesamtkapazität von 2.500 Plätzen – waren gut besetzt, während sich auf der Rasenfläche vor der über 300 Quadratmeter großen Bühne dichtes Gedränge herrschte. Für das leibliche Wohl war ebenfalls gesorgt: Von Gyros über Pizza bis hin zur legendären Manta-Platte war für jeden Geschmack etwas dabei, Getränke gab es stilecht in Plastikbechern.
Viele Zaungäste außerhalb des abgesperrten Geländes an der Weserbrücke und entlang des Ufers kamen in den akustischen Genuss des Konzerts, aber die Sicht zur Bühne blieb ihnen versperrt.
Nach über dreieinhalb Stunden feinsten Kölschrocks und mehreren Zugaben verabschiedete sich die Band schließlich kurz nach 23 Uhr von der Bühne – nicht ohne von den Fans stürmisch gefeiert zu werden. Für viele war es ein langer Heimweg: Die Parkplätze am Festivalgelände waren begrenzt, sodass mancher Besucher in das nahegelegene Industriegebiet oder sogar ins benachbarte Lauenförde ausweichen musste.
Die Sommertour von BAP hat gerade erst begonnen. Wer den unverkennbaren Kölschrock noch einmal live erleben möchte, hat dazu bei rund 20 weiteren Terminen Gelegenheit. Direkt nach dem Auftritt in Beverungen reiste die Band weiter nach Braunschweig, wo sie am Samstagabend das nächste Konzert gab. BAP – eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Rockbands mit 27 Alben, davon 13 Nummer-eins-Platzierungen – bewies erneut, dass sie auch nach Jahrzehnten nichts von ihrer Strahlkraft verloren hat.












































