Vom Rennfahrer zum Meisterschrauber
Höxter. Wenn Martin Sternberg heute vor seiner Werkstatt im Gewerbegebiet „Zur Lüre“ steht, blitzt in der Sonne ein kleiner, knallgelber Fiat Cinquecento – das ehemalige Arbeitsgerät des 66-jährigen Kfz-Meisters. „2004 bin ich mein letztes Rennen mit diesem Wagen in Ulm gefahren. Danach habe ich den Overall an den Nagel gehängt“, sagt Sternberg und streicht mit sichtbarem Stolz über die Motorhaube.
Fast 30 Jahre lang war Sternberg auf Rallyepisten in Deutschland und im Ausland unterwegs – mit Fahrzeugen der Marken Lancia und Fiat, darunter die Modelle 127, 128, Ritmo und schließlich der umgebaute Cinquecento, den er 2001 erwarb und mit viel handwerklichem Geschick zu einem echten Rennwagen ausbaute. In dieser Zeit fuhr er nicht nur unzählige Rennen, sondern feierte auch einige Gesamtsiege – ein Beleg für fahrerisches Können und zuverlässige Technik.
Ein sportlicher Höhepunkt war das Jahr 1996: Sternberg gewann den Deutschen Fiat Cinquecento Trofeo, einen prestigeträchtigen Markenpokal. Als Prämie erhielt er einen Fiat Seicento Abarth in Serienausstattung.
Unvergessen ist für ihn auch die Südschweden-Rallye. Nach der Überfahrt mit der Fähre über die Ostsee führte die 600 Kilometer lange Strecke durch dichte Wälder. „Kurz vor dem Ziel habe ich auf der letzten Etappe die Hinterachse krumm gefahren – das war das vorzeitige Aus. Und zu allem Überfluss habe ich nicht einmal einen Elch gesehen“, erzählt er lachend.
Bei vielen Wettbewerben vertraute Sternberg auf seinen erfahrenen Beifahrer Rainer Hoffmann aus Bad Oeynhausen, der ihm jede Kurve sekundengenau ansagte. „Früher wurden für Rallyes auch einfach mal Landstraßen gesperrt“, erinnert er sich. Besonders lebendig ist ihm ein Wettbewerb geblieben, der von Derental über die Kreisstraße nach Fürstenberg führte – damals trat er bei der Sachs-Winter-Rallye sogar gegen Rallye-Legende Walter Röhrl an.
Das Leben im Cockpit war alles andere als bequem: Bei 7.000 Umdrehungen pro Minute dröhnte der Motor so laut, dass Kommunikation nur noch per Handzeichen möglich war. Der getunte Cinquecento mit 1,1-Liter-Motor, 65 PS, Rallye-Getriebe, Sportfahrwerk, Überrollkäfig und Feuerlöschanlage war zwar für den Straßenverkehr zugelassen, hatte aber mit einem Serienmodell nur noch die Karosserieform gemeinsam. Rund 42.000 Mark verschlang der Aufbau – etwa das Dreifache des Neupreises.
Unfälle blieben nicht aus: Überschläge, eine abgesprungene Hinterachse – all das gehörte zum Alltag. Dann kam sein kleines Serviceteam zum Einsatz, das den Wagen oft über Nacht wieder einsatzbereit machte. „Auf meinen Co-Piloten musste ich mich zu 102 Prozent verlassen – das war überlebenswichtig“, betont Sternberg. Gefahren wurde „nach dem Gebetbuch“ – so nannten die Fahrer das präzise Ansagen von Kurven und Hindernissen.
Die Leidenschaft für Benzin und Motoren bekam Sternberg von klein auf mit. Im elterlichen Betrieb durfte er den Monteuren schon früh über die Schulter schauen. 1973 begann er seine Lehre als Kfz-Mechaniker im Autohaus Beineke in Höxter. „Für mich war schon damals klar, dass ich den Meistertitel machen werde.“ 1987 war es soweit – die Urkunde der Handwerkskammer hängt bis heute gut sichtbar in seinem Büro.
Nach vielen Jahren im elterlichen Betrieb zog es ihn nach Bayern, wo er seine erste eigene Werkstatt eröffnete. 2012 kehrte er in die Heimat zurück und startete im Höxteraner Gewerbegebiet zunächst mit einer Mietwerkstatt. Daraus entwickelte sich „Sternchen-Motorsport – Kfz-Reparaturen & Service“.
Sternberg ist bekannt für handwerkliche Präzision. Wo andere Werkstätten ganze Baugruppen austauschen, sucht er gezielt nach dem Defekt. „Ich zerlege auch Getriebe und ersetze nur die beschädigten Teile – das spart den Kunden viel Geld“, sagt er und lächelt.
Auch wenn die Rallyepisten inzwischen der Vergangenheit angehören, bleibt Martin Sternberg seiner Leidenschaft treu. Statt im Cockpit sitzt er heute in seiner Werkstatt, wo er mit derselben Präzision arbeitet, die ihn einst auf der Rennstrecke erfolgreich machte. „Ein paar Jahre werde ich noch für meine Kunden da sein“, sagt der 66-Jährige.
„Sternchen-Motorsport – Kfz-Reparaturen & Service“ hat seinen Sitz in der Lüre 43 in Höxter, Telefon 05271-9665718.












