9. November wird Tag des Erinnerns in Boffzen
Boffzen. Am 15. Dezember 1941 wurden Frieda und Hermann Kleeberg, ein jüdisches Ehepaar aus Boffzen, gemeinsam mit ihrer Schwiegertochter Martha Kleeberg, geb. Heimbach, in das Ghetto Riga deportiert. Die genauen Umstände ihres Todes sind bis heute nicht bekannt, doch ihr Schicksal steht exemplarisch für das Leiden und die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung durch das NS-Regime.
Hermann Kleeberg, geboren 1873 in Boffzen, betrieb mit seiner Frau Frieda, geborene Weißenklee (*1871), eine Metzgerei mit Viehhandel im Ort. Die Familie war fest im dörflichen Leben verwurzelt – Hermann war Mitbegründer des Männerturnvereins Boffzen. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten begann eine systematische Entrechtung: Die Kleebergs mussten ihr Geschäft aufgeben, ihr Haus verkaufen und das Dorf verlassen. Sie zogen zu ihrem Sohn Erich nach Hannover. Dort wurden sie im Dezember 1941 abgeholt – Riga war ihre letzte Station.
Im Jahr 2006 wurde in Absprache mit ihrer Enkelin Ruth Gröne (geb. Kleeberg), die als Einzige der Familie den Holocaust überlebte, ein Gedenkstein vor der Gemeindeverwaltung Boffzen errichtet. Dieser erinnert an die Familie Kleeberg und an alle jüdischen Mitbürger, die aus Boffzen vertrieben und ermordet wurden.
Nun hat der Ausschussvorsitzende für Soziales und Kultur, Ratsherr Manfred Bues (UWG Boffzen), einen Antrag gestellt, künftig jedes Jahr am 9. November – dem Jahrestag der Novemberpogrome – eine öffentliche Gedenkveranstaltung am Gedenkstein abzuhalten. „Diese Erinnerung darf nicht verblassen“, so Bues, „gerade in Zeiten, in denen rechtspopulistische Parolen wieder salonfähig werden, müssen wir als Gemeinde Haltung zeigen.“
Der Gemeinderat hat dem Antrag in seiner jüngsten Sitzung einstimmig zugestimmt. Damit wolle man bewusst ein Zeichen setzen – gegen das Vergessen, gegen den wachsenden Rechtspopulismus und gegen jede Form von Antisemitismus. Die Veranstaltung soll nicht nur der jüdischen Opfer gedenken, sondern auch mahnen: Die Verbrechen ab 1933 begannen nicht plötzlich – sie begannen mit Ausgrenzung, Schweigen und Wegsehen.
Mit der jährlichen Gedenkveranstaltung, zu der alle Bürger eingeladen sind, trägt die Gemeinde Boffzen Verantwortung. Für ihre Geschichte. Und für ihre Zukunft.





